Das Gegenteil von gut ist gut gemeint

Kolumne

Wenn es in der Werbung für das wohl berühmteste Schweizer Milchgetränk heisst «Chasch’s nöd besser, aber länger!», gilt für die Stadt Zürich: «Chasch’s nöd besser, aber tüürer!»

Es ist unglaublich, mit welcher Nonchalance die Stadt mit unseren Steuergeldern umgeht. Sie verteilt frisch fröhlich, von Controlling hat sie aber wohl noch nie etwas gehört.

Wer hat, der hat

Nirgendwo in der Schweiz sind Schulhäuser teurer als in Zürich. Wenn das Sportzentrum Örlikon statt der budgetierten CHF 200 Mio. am Ende CHF 400 Mio. kosten wird, quittiert das der zuständige Hochbaudepartementsvorsteher Stadtrat Odermatt mit einem Schulterzucken, Zürich kann’s sich leisten. Der neuste Gag: Das städtische Förderprogramm KlimUp unterstützt Start-ups und gemeinnützige Organisationen (NPO), die einen Beitrag zum städtischen Klimaziel Netto-Null und/oder Umweltziel der intelligenten Ressourcennutzung leisten, mit CHF 14 Mio. Grundsätzlich nichts dagegen, doch interessiert: Wie wird die Zielerreichung gemessen? Konsequenzen daraus?

Wer kann, der kann

Ganz vorne dabei ist die Stadt, wenn hohe Löhne gezahlt werden. Den Angestellten sei’s gegönnt. Wenn dadurch aber die Privatwirtschaft konkurrenziert wird und der Fachkräfte- und generell Arbeitskräftemangel bei privaten Unternehmen sich verschärft, die notabene für die Wertschöpfung aufkommen und mit ihren Abgaben die städtischen Löhne überhaupt erst ermöglichen, ist das mehr als stossend. Völlig absurd wird’s, wenn die Stadt merkt, dass sie viel zu hohe Löhne zahlt und das, wie bei Angestellten von privaten Kitas, mittels einmaliger Anerkennungsprämie ausgleicht. Auch ihnen sei’s gegönnt. Wo aber ist die gesetzliche Grundlage für einen solchen Schritt? Pardon, Zwischenschritt, denn mit einem Gesamtarbeitsvertrag soll das Lohnniveau in der Branche generell gehoben werden und – Sie ahnen es – die Stadt übernimmt die Mehrkosten.

Es ist genauso wenig Sache der Stadt, Lohndifferenzen zu übernehmen wie wichtigen gesellschaftlichen Diskussionen, die bereits im Gang sind, vorzugreifen, nur um sich der beliebten Verteilart Giesskanne bedienen zu können.

Nicole Barandun-Gross, Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich